Welcher Idiot kommt denn eigentlich auf die Idee seine erste mehrtägige Wandertour an just dem Tag zu beginnen, an dem ein recht heftiger Orkan die deutschen Lande verwüstet? Ich kann es euch sagen ;) Ich war es, immerhin schon mal nicht allein, sondern zusammen mit meiner Liebsten!
Na ja, wir haben es immerhin überlebt, sonst könntet ihr diesen Bericht ja nun jetzt auch nicht lesen...
Wir planten also unseren ersten mehrtägigen Trip. Als Ziel waren schnell zwei Etappen des nahegelegenen Saar-Hunsrück-Steigs auserkoren. Die erste sollte kurz vor dem Porzellanstädtchen Mettlach starten und uns gegen Abend nach knapp 20 km an unser erstes Etappenziel, das Hotel Girtenmühle, bringen, da unsere Ausrüstung zu diesem Zeitpunkt definitiv noch keine Übernachtungen im freien bei dieser Witterung hergegeben hätte. Die zweite sollte dann bis zum Parkplatz am Stausee in Losheim gehen, wo eines unserer Autos stand. Die neuen Rucksäcke waren bereits voller Vorfreude mit allem nötigen und unnötigen gepackt und die Vorfreude war groß.
Der Plan besagte eigentlich, dass wir gegen 9:30 am Start loslaufen wollten. Ein mittelprächtiger Stau an einer Baustellenampel war dann dafür verantwortlich, dass es dann doch fast 11 Uhr war, bis wir die ersten Schritte taten. kaum gestartet, fing es auch schon an zu regnen... Na ja, macht ja nichts, wir haben ja Regenjacken! So zumindest der Gedanke. Was wir nicht bedacht hatten, war, dass die Jacke meiner Liebsten eine Woche vorher etwas schmutzig war und deshalb den Weg zur Waschmaschine fand. Eine saubere Jacke ist zwar etwas schönes, aber leider bemerkten wir dann erst unterwegs, dass wir (Helden) nicht mehr daran gedacht hatten, die Jacke neu zu imprägnieren. So wurde es dann doch sehr schnell sehr nass. Des Weiteren mussten wir feststellen, dass wir uns innerhalb Mettlachs nicht wirklich gut auskannten und uns bereits nach einer halben Stunde verlaufen hatten. Nachdem wir mehrere Passanten um Hilfe gefragt hatten und meine Liebste ihre Jacke gegen meinen Notfallponcho getauscht hatte, konnte es dann endlich an den ersten Aufstieg gehen, der dann mit einer wundervollen Aussicht.... nein Quatsch mit trüben Nebelwetter von allen Seiten gekrönt wurde. Irgendwann hatten wir die ersten kleinen Rückschläge verdaut und wanderten über wirklich wunderschöne kleine Pfade durch den Wald. Nach einer kurzen Rast an einer Schutzhütte fanden wir ein recht großes Kreuz mitten im Wald, das wir zum Anlass nahmen auch mal ein Bild von uns zu machen, da man ja nicht nach Hause kommen kann, ohne so etwas gemacht zu haben.
Als wir aus dem Wald heraustraten, bekamen wir zum ersten mal so richtig mit, wie der Wind den Regen durch die Luft wirbelte und gegen uns schleuderte... Auch dies war uns einen Schnappschuss wert, da das wohl ansonsten ja doch eh wohl mal wieder niemand glauben würde.
Nach mittlerweile einigen Stunden und Kilometern, die wir zurückgelegt hatten, bekamen wir langsam aber sicher Hunger und beschlossen bei der nächsten Gelegenheit mal den neuen Gaskocher auszuprobieren. Wo sind eigentlich diese Schutzhütten, wenn man sie mal brauchen würde? Nicht da, wo wir waren.... na ja, egal, wir fanden nach ca einer halben Stunde eine Fischerhütte, die zwar abgesperrt war, die jedoch einen brauchbaren Windschutz Abgabe, hinter dem man kochen konnte. Und da kam der Outdoorkoch in mir zum Vorschein. Zu Hause bin ich ehrlich gesagt nicht unbedingt die Person, die man in die Küche lässt, wenn man den Tag überleben will, aber in der freien Natur klappte das an dem Tag zumindest recht gut. es gab Nudeln Terryaki aus der Tüte. Die warme Nahrung tat echt gut und nach einer Tasse Kaffee und einer Zigarette konnten wir zusammenpacken und die restlichen Kilometer bis zum Ziel in Angriff nehmen. Langsam wurde es auch Zeit, da wir wohl nur noch für ca 2 Stunden Licht hatten. Na ja, eigentlich wollten wir ja auch ca 2 Stunden früher los laufen...
Die letzten Kilometer bis zu unserem Hotel wurden dann letztendlich schwerer als gedacht. Da die Kräfte langsam aber sicher nachließen, mussten wir uns immer wieder allein dadurch antreiben, dass wir wussten, dass es bald dunkel werden würde und wir zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht mehr unterwegs sein wollten. Nach gefühlten 50 Kilometern fanden wir endlich das ersehnte Schild, das auf den Weg zum Hotel "Girtenmühle" hinwies. So gingen die letzten 500 Meter auch schnell vorüber und wir kamen in ein echt tolles Hotel mit sehr netter niederländischer Belegschaft. Ihr habt richtig gelesen. Ein Hotel mitten im saarländischen Wald, das von äußerst netten Holländern geleitet wird. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten und eine heiße Dusche genossen haben, machten wir uns unter großer Anstrengung auf, um ins Restaurant des Hauses zu gelangen, wo wir dann vorzüglich speisten. Als die Teller gebracht wurden, staunten wir nicht schlecht über die riesigen Portionen, zu denen uns gesagt wurde, dass die extra für uns Wanderer so groß seien, da wir doch extrem hungrig sein mussten. Nach dem essen und einer wohlverdienten Zigarette für mich, ging es dann ohne große Umwege ins Bett, wo wir keine 5 Minuten später glückselig einschliefen.
Am nächsten Morgen wurden dann schnell die Rucksäcke wieder gepackt und nach einem guten Frühstück und einer Zigarette mitsamt einer netten Unterhaltung mit dem holländischen Personal ging es los auf die zweite Tagesetappe in Richtung Losheim. An diesem Tag war uns das Wetter hold und wir durften einen wundervollen Herbsttag in wunderschöner Landschaft verbringen. Nach wenigen Kilometern fanden wir einen tollen Platz für eine kleine Rast, an dem wir eine wirklich tolle Felsformation fanden, die wir gleich fotografierten. Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns wieder auf und konnten den wundervollen Herbstwald mit all seinen Farben genießen. Es ging weitgehend über kleine Wurzelpfade und nur ab und zu mal über kleine Stückchen Forstweg. Die folgenden Bilder zeigen diesen Streckenabschnitt wohl besser, als ich ihn mit Worten hier beschreiben könnte.
Am Auto angekommen war uns bereits klar, dass wir ein neues Hobby gefunden haben. Auch wenn die Tour nicht ohne Mühsal blieb und die Wetterbedingungen am ersten Tag alles andere als gut waren, so hatten wir doch zwei wundervolle Tage mit tollen Aussichten.
Auf dem Weg nach Hause kamen wir übrigens auf die tolle Idee, noch am selben Tag in den Outdoorladen unseres Vertrauens zu gehen um dort nach weiteren Dingen zu suchen, von denen wir unterwegs merkten, dass man sowas doch unbedingt brauchen würde, wenn wir im nächsten Frühjahr mal eine weitere größere Tour machen wollten, die dann wohl etwas länger als nur zwei Tage gehen wird.